Elektrische und Elektrochemische Energiespeicher
Kurzdarstellung
Anforderung | Dimension |
---|---|
Energetische Qualität | hohe Energiedichte |
hohe Leistungsdichte | |
wenig Verluste | |
geringe Selbstentladung | |
hoher Systemnutzungsgrad | |
Sicherheit | hohe Betriebssicherheit |
geringes Schadenspotenzial | |
Lebensdauer | hohe Zyklenlebensdauer |
hohe kalendarische Lebensdauer | |
Umweltverträglichkeit | Herstellung |
Nutzung | |
Entsorgung | |
Wirtschaftlichkeit | geringe Investitionskosten |
geringe Betriebskosten |
Allgemein werden Speichertechnologien für elektrische Energie in drei Bereiche aufgeteilt. Die Trennung erfolgt dabei über die Art der physikalischen Energiespeicherung.
Elektrochemische Speichersysteme kategorisieren sich neben den chemischen Reaktionen anhand des räumlichen Aufbewahrungsortes des Elektrolyts. Bei internen Speichern sind die elektrochemischen Energiewandler und der Speicher der Energie räumlich nicht voneinander getrennt. Somit sind Leistung und Energiemenge direkt von der Größe der Speichereinheit abhängig. Bei externen Speicheranlagen hingegen ist die Lagerung von Energie und Energieumwandlung separiert. Die Größe des Energieumwandlers entscheidet folglich über die Leistung der Anlage. Die Energiemenge ist hingegen beliebig erweiterbar und nur durch räumliche Restriktionen begrenzt.
Definition des Technologiefeldes
Das betrachtete Technologiefeld umfasst die folgenden elektrochemischen Energiespeichertechnologien:
- Lithium-basierte Technologien (Li-Ion, Li/Luft, Li/S)
- Natrium-basierte Technologien (NaS, NaNiCl)
- Redox-Flow-Technologien (VRF, Fe/Cr, Br/S, V/Br)
Ausgeschlossen werden hier aufgrund der technischen Reife und/oder Toxizität) Blei-Säure Technologien und NiCd & NiMh Batterien. Das Technologiefeld elektrochemische Speicher zeichnet insgesamt eine flexible Skalierbarkeit der Energie und Leistung aus, es reicht von Speichersystemen im Bereich von wenigen kWh/kW (Kleinspeicher wie PV-Heimspeicher) bis hin und zu mehreren MWh/MW (Großspeicher, z. B. für Primärregelleistung).
Aktueller Stand der Technologie
In den letzten 3-5 Jahren ist ein Trend hin zu größeren elektrochemischen Speichersystemen beobachtbar, mit höheren Leistungen und höheren Speicherkapazitäten. Die Anwendungsbereiche elektrochemischer Speicher unterscheiden sich insbesondere auch nach Technologien und stehen in dem jeweiligen Anwendungsbereich in Konkurrenz zu anderen Energiespeicheroptionen. Der Markt der kleineren Speichersysteme im Bereich weniger kWh/kW wurde in den letzten Jahren insbesondere durch die Anwendung von Photovoltaik (PV)-Heimspeichersystemen geprägt, bei denen ein Trend von der Blei-Säure-Technologie hin zur Lithium-Ionen-Technologie erkennbar ist. Insbesondere in den letzten 4-5 Jahren ist eine große Zunahme an Projekten im Bereich elektrochemischer stationärer Speicher zu beobachten.
Unter den verschiedenen Typen der Lithium-Batterien (TRL 4-9) sind die Lithium- Ionen-Batterien eine aktuelle und in der Anwendung befindliche Technologie, deren Entwicklungspotenziale noch nicht ausgeschöpft sind. Die post-Lithium-Ionen Batterien, welche Lithium in metallischer Form beinhalten, können die erwarteten Sprünge in der Energiedichte liefern. Hierfür müssen diese Technologien es von der Forschung in die Anwendung schaffen. Das Funktionsprinzip der Lithium-Ionen- Batterie basiert auf dem Austausch von Lithium zwischen den Aktivmaterialien der Anode und Kathode. Bei der Entladung diffundiert Lithium vom Inneren der Kohlenstoffanode zu dessen Oberfläche. An der Grenzfläche zwischen Anode und Elektrolyt wandelt sich das Lithium in ein Lithium-Ion unter Freisetzung eines Elektrons um. Dieses Lithium-Ion wird über den Elektrolyten zur Kathode transportiert. Auf der Kathodenoberfläche wird ein Elektron aufgenommen, um Lithium zu bilden, das schließlich in das Innere der Kathode diffundiert und dort interkaliert (d. h. eingelagert wird). Der Ladevorgang findet vollständig analog in umgekehrter Richtung statt. Dieses Prinzip teilen alle Lithium-Ionen-Batterien. Grundsätzlich anders funktionieren Batterien, die Lithium in metallischer Form als Anode verwenden. Die Kathode kann beispielsweise eine Gasdiffusionselektrode (Li/Luft) oder eine schwefelhaltige Graphitstruktur sein (Li/S). Aufgrund des metallischen Lithiums ist der potenzielle Energiegehalt dieser Technologien wesentlich höher als bei den Lithium-Ionen- Batterien. Vielfältige F&E-Tätigkeiten im Bereich der post-Lithium-Ionen-Batterien adressieren daher die Leistungsfähigkeit und Stabilität der Technologien.
Natriumbasierte Thermalbatterien (TRL 9) erfordern hohe Temperaturen für die Aufrechterhaltung des flüssigen Zustands (Elektroden und/oder Elektrolyt) und die Ionenleitfähigkeit des Separators. Der Vorteil einer vernachlässigbaren Selbstentladung wird durch die thermischen Verluste und den Energiebedarf der Heizung des Batteriesystems reduziert. Thermalbatterien sind wirtschaftlich anwendbar meist auf Systeme im großen Maßstab beschränkt, um die Oberfläche und damit die thermischen Verluste zu minimieren. Um ihr Potenzial einer sehr niedrigen Entladungsrate, einer hohen Zykluszahl, langer Lebensdauer sowie einer relativ einfachen Produktion voll ausschöpfen zu können, müssen Niedertemperatur-Materialien entwickelt werden. Das kostengünstige und hochverfügbare aktive Material, insbesondere im Vergleich zu Lithium, macht die Thermalbatterie zu einem vielversprechenden Kandidaten für eine langfristige Technologie in der stationären Energiespeicherung.
Redox-Flow-Batterien (RFB) (TRL 9) entsprechen vom Funktionsprinzip wieder aufladbaren Brennstoffzellen. Ein großer Vorteil der Redox-Flow-Batterie gegenüber herkömmlichen Batteriesystemen, insbesondere für die großflächige stationäre Energiespeicherung, ist die Trennung von Leistung und Energie, also Reaktionsort und Lagerung. Auf diese Weise kann eine Erhöhung des Volumens und damit der gespeicherten Energie auf einfache und kostengünstige Weise erfolgen. Die Reaktanten und Produkte sind Konfigurationen derselben Spezies in verschiedenen Oxidationsstufen in jeder Halbzelle. Da die aktiven Materialien in den Elektrolyten aufgelöst werden und der Elektronentransfer zwischen der gelösten aktiven Spezies und der festen Elektrode stattfindet, finden keine (De-)Interkalations- und Festkörper- Diffusionsprozesse statt (ähnlich Brennstoffzellen) und die Elektrodendegradation wird minimiert. Zudem bieten Redox-Flow-Batterien ein schnelles Ansprechverhalten sowie breite Leistungs- und Entladezeitbereiche (breiter Anwendungsbereich), geringe Selbstentladungsraten durch die Lagerung in externen Tanks und ein hohes Maß an Sicherheit durch die durchflussgesteuerte Reaktion. Dennoch machen ihre geringe Leistungsdichte und ihre Energiedichte sie für mobile Anwendungen ungeeignet.
Technologienübergreifend teilen sich aktuelle Kernherausforderungen der F&E auf drei Ebenen auf. Die Materialebene widmet sich auf Zellniveau der Verbesserung und Entwicklung neuer Materialien für Elektroden, Elektrolyten, Separatoren, Katalysatoren etc. Auf der Systemebene werden das thermische und elektrische Management, Sicherheitsfragen, die Batteriezustandserkennung, Korrosion und Batteriefertigung und -design untersucht. Die Integrationsebene behandelt vor allem die Integration der elektrochemischen Speicher in das bestehende Netz (Energiemanagement, Kontrollalgorithmen und Kommunikationsinfrastruktur), wobei jedoch Konzepte wie grid-to-vehicle (G2V), vehicle-to-grid (V2G), second-life und hybride Systeme ebenfalls berücksichtigt werden. Bei einer Gegenüberstellung aller drei Ebenen zeigt sich ein deutliches Ungleichgewicht. Ein Großteil der aktuellen F&E-Projekte widmet sich der Integration elektrochemischer Energiespeicher, nur ein geringer Teil der Materialentwicklung und -verbesserung und ein verschwindend geringer Teil der Systemebene, dem Batteriemanagement und der Sicherheit von Energiespeichern.
Quellen